VIEL-FALT-PAPIER (vom 22.04.2022 - 10.06.2022)

im Königlichen Kurhaus Bad Elster

 

Das 10. Kunst-Fest Bad Elster ist eröffnet! Zwei Vernissagen zu den Papier-Kunst Ausstellungen von Regina Blechschschmidt und Philine Görnandt im Königlichen Kurhaus und in der KunstWandelhalle setzten den Startpunkt in unser Kunstwochenende!

 


Der Würfel im (magischen) Spiel der Künstler

 

Wie ein Fischmarkt zum temporären Kunstmarkt und ein Kunstprojekt geboren wurde

In einer kleinen Stadt, am westlichen Rand von Sachsen, betreibt ein Mann, nennen wir ihn Herrn S., mit seinem Partner Herrn H. schon jahrzehntelang ein Geschäft mit köstlichen Delikates­sen aus Flüssen, Teichen und Meeren und macht damit, viele Menschen aus nah und fern, die diese Spezialitäten sehr mögen, glücklich. Aber auch Herr S. möchte glücklich sein, nicht nur in seiner Tätigkeit. Denn er hat noch eine andere große Leidenschaft. Eine, die ihn umtreibt, die ihn immer beschäftigt, die ihn nicht loslässt und in die er seine freie Zeit, Geist, Kraft und auch Geld investiert.

 

Es ist die Kunst, die Bildende und die Angewandte, denn er ist ein Schöngeist und ein Augenmensch. Herr S. kann sich an diesen Dingen mit vollen Herzen und Sinnen erfreuen. Deshalb besucht Herr S. ständig Ausstellungen im ganzen Land, besucht Künstler in ihren Ateliers, kauft Kunst, nicht nur für sich, denn auch sein direktes Umfeld soll etwas davon haben und er hilft auch Künstlern in schweren Zeiten. Jahrelang ging das so, bis dies nicht mehr reichte. Herr S. wollte mehr, seinen Kunden diese Kunst, seine Leidenschaft, auch präsentieren. Und so holte Herr S. sich Kunst und Künstler in sein Geschäft. Er fand einen Partner, den Bildermacher Sz., der ihm bei den den Ausstellungen assistierte. Erst waren es wenige Bilder, die zu sehen waren, der Raum ließ das nicht zu. Ein Nebengeschäft wurde plötzlich frei, dies würde nun periodisch von ihm genutzt für größere Präsentationen. Das Geschäft wurde regelmäßig zum bildkünstlerischen Mittelpunkt regionaler und überregionaler Kunst. In regelmäßiger Folge wurde der Fischmarkt zum Kunstmarkt. Jedes Mal fanden unzählige Künstler und Kunstfreunde den Weg in die kleine Stadt, und belebten mit ihrer Anwesenheit, die oft trostlose Leere des Marktplatzes. So wurden die Ausstellungseröffnungen und Teestunden immer zu einem Fest der Kunst, mit Musik, mit Bildwerken und seinen köstlichen Gaumenfreuden. Wenn man so viele Künstlerinnen und Künstler kennt und wieder ein Geschäftsjubiläum vor der Tür steht, und man schon einmal ein Kunstprojekt inszenierte?, wird man zum Wiederholungstäter. Der Zufall brachte einen kleiner Würfel ins Spiel.

 

Daraus wurde die Idee große Würfel gestalten zu lassen. Nun ist es im wahren Leben so, eine Idee ist schneller da, als ausgeführt. Und so ergab es sich, das Herr S. seinen Galeriemitgestalter, den Bildermacher Sz., bei den regelmäßig stattfindenden und Kuchen essenden Arbeits- und Kunstgesprächen mit der Idee infizierte um ratsuchend die schwierige Nominierung der auserwählten Künstler vorzunehmen. Hinzu kam, dass dunkle Wolken über das Kunstprojekt zogen. Jemand hatte die Büchse der Pandora geöffnet und der böse Geist der Corona legte sich wie ein bleierner Schleier auch über die Kunstwelt. Die Zeit der Diskussionen über das Wie, das Wo und vor allem das Wann begann. In jedem, der nun folgenden umfangreichen Frühstückskunstgesprächen, entwarf Herr S. seine, von theatralischen und kabarettistisch be- einflussten Vorstellungen getragenen, immer wieder phantasievolleren Szenarien, um die zu erwartenden Kunstwerke in das richtige Licht zu rücken. Ein Fest der Künste für die Augen und für die Ohren soll es werden. Am Ende wurde derTermin. verschoben, ein Ort der Präsentation aber gefunden. Die Künstler hatten nun noch mehr Zeit ihre Kreationen zu gestalten. Bei einigen Künstlern ging das schnell, andere ließen sich leit, bei der Realisierung ihres Würfels. Langsam rückte der Termin der Präsentation näher und immer noch waren einige Würfel nicht in Bearbeitung oder standen bei den Künstlem herum. Wohlwollend wurde ganz behutsam angemahnt, um die schöpferische Kraft und Muse der Künstler nicht zu stören. Allmählich füllte sich der Galerieraum mit von außen und innen liebevoll gestalteten Objekten, mit an Würfel erinnerten Skulpturen und umgebauten Würfeln, die zu Modelllandschaften wur- den, Schau- und Guckkästen mit diversen Inszenierungen, zentnerschweren bildnerischen Objekten und gewagten instabilen Konstruktionen sowie kleinteiligen Assemblagen und Collagen. Ein kreatiueslpuversum von künstlerischen Variationen von 53 Künstlerinnen und Künstlem, die nun darauf warten, unter dem Motto „Der Wülfel im (magischen) Spiel der Künstler" der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. J. Szajny Sept.2021

 

Regina Blechschmidt „Spiel“ , Acryl / Zeitungspapier / Metall

Wolfgang Blechschmidt „Pressefreiheit“, Acryl / Papier,geschredert / Druck / Metall

 

 


Ausstellung vom 13.09.2020 - 22.11.2020 in der Kunstwandelhalle Bad Elster

Regina und Wolfgang Blechschmidt stellen in der Kunstwandelhalle Bad Elster aus. Foto: Eckhard Sommer

Von Eckhard Sommer

Eine Ausstellung des Falkensteiner Künstlerehepaares Regina und Wolfgang Blechschmidt wird in der Kunstwandelhalle Bad Elster gezeigt. Titel: "Das(s) was bleibt".

Bad Elster.

Regina und Wolfgang Blechschmidt haben einige Gemeinsamkeiten. Sie wurden beide 1953 in Rodewisch geboren, haben eine künstlerische Ausbildung genossen, sind als Dozenten tätig, durch Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen auch jenseits des Vogtlandes bekannt und wurden für ihr Schaffen unter anderem mit dem Kunstförderpreis der SDAG-Wismut ausgezeichnet.

Was das Künstlerehepaar einerseits verbindet und andererseits individuell unterscheidet, das ist eine gewaltige kreative Schaffenskraft und die Vielfalt im künstlerischen Ausdruck. In den Arbeiten von Regina Blechschmidt widerspiegelt sich die Affinität zu den Naturelementen und Jahreszeiten. Aus der Beschäftigung mit ihnen schöpft sie Anregungen für Motive und die Umsetzung in Form von Bildern, Skulpturen oder Papierfaltungen. Typisch für Wolfgang Blechschmidt ist die grafische Untermalung einer Zeichnung, Collage oder eines Fotos. Dafür nutzt er gelegentlich ungewöhnliche Malgründe wie ausrangierte Schullandkarten, um die Wirkung zu unterstreichen, zu verstärken. Besonders eindringlich sind wegen der Kontraste und schlichten Eleganz seine mit Grautönen gemalten Bilder. Damit begibt er sich auf die Spuren von Paul Cezanne (1839-1906): "Solange man nicht ein Grau gemalt hat, ist man kein Maler."

Der Titel der Ausstellung "Das(s) was bleibt" ist gerade wegen seiner Doppeldeutigkeit sehr zutreffend. Wer sie anschaut, wird angesprochen und verbleibt danach sinnhaft mit einem Ausrufezeichen oder Fragezeichen. Für Kunst und Künstler kann das in jedem Fall nur gut sein.

Die Ausstellung "Das(s) was bleibt" wird bis zum 22. November in der Kunstwandelhalle Bad Elster gezeigt. Geöffnet ist sie Mittwoch bis Freitag von 14 bis 17.30 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9.30 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr.

Bilder zur Ausstellung



 

Der Klang der Farben: Verein plant große Ausstellung

 

Erschienen am 14.02.2020

 

  • Regina und Wolfgang Blechschmidt (beide 66) in ihrem Atelier. Sie malen gern mit Musikbegleitung und wollen auch selbst Werke für die Ausstellung "Klang der Farben" beisteuern, die im Oktober öffnen soll.

    Regina und Wolfgang Blechschmidt (beide 66) in ihrem Atelier. Sie malen gern mit Musikbegleitung und wollen auch selbst Werke für die Ausstellung "Klang der Farben" beisteuern, die im Oktober öffnen soll. Foto: David Rötzschke

 

Von Bernd Appel

 

Die Künstler aus dem ganzen Vogtland sind aufgerufen, ihre Werke einzureichen. Thema ist die Verbindung von Malerei und Musik, der Anlass das Beethoven-Jahr.

Falkenstein.

Wolfgang Blechschmidt malt gerne zu ruhiger, meditativer Musik - es darf gerne klassisch sein. Ehefrau Regina bevorzugt dagegen moderne Rhythmen, wenn sie an der Staffelei steht: "Jazz, Beat, auch Tina Turner oder Chris Rea", erklärt sie. Für das Falkensteiner Paar gehören Malerei und Musik zusammen - und das geht vielen anderen Künstlern genauso, stellten sie fest. Im Kunstförderverein Falkart reifte deshalb die Idee, im Beethoven-Jahr 2020 eine Kunstausstellung zum Thema "Der Klang der Farben" auf die Beine zu stellen. Vor 250 Jahren wurde der berühmte Komponist geboren. Einen direkten Bezug von Beethoven zum Vogtland gibt es zwar nicht: "Aber an ihm kommt niemand vorbei", meint Wolfgang Blechschmidt

Alle vogtländischen Künstler sind aufgerufen, Arbeiten zum Thema einzureichen (Kriterien siehe Infokasten). Eine Jury soll dann die besten Arbeiten auswählen - für etwa 50 sei Platz in den Ausstellungsräumen im Falkensteiner Schloss, schätzt Wolfgang Blechschmidt. Von Oktober 2020 bis zum nächsten Mai sollen die Bilder und Fotografien dann zu sehen sein. Geplant ist ein Begleitprogramm, bei dem die Künstler Schülern ihr Werk erläutern, in der Galerie will man einen Workshop veranstalten. Im Zusammenhang mit der Ausstellung wolle man die Kooperation mit der Musikschule Rodewisch ausbauen, sagt Wolfgang Blechschmidt: "Wir setzen nicht nur auf Malerei, sondern verstärkt auch auf Musik." Schon jetzt wirken die Musikschüler regelmäßig mit an den Vernissagen des Fördervereins.

Der Kunstförderverein Falkart war im Juni 2017 von 14 Künstlern und Kunstinteressierten gegründet worden; er ging aus der gleichnamigen Initiative hervor, die 2013 entstand, um auf dem Rathaus-Boden vor sich hin gammelnde Künstler-Nachlässe zu retten. Momentan hat der Verein nach Angaben der Blechschmidts 18 Mitglieder. Vorsitzender ist Rainer Döhling, Wolfgang Blechschmidt sein Stellvertreter.

Das vergangene Jahr ist aus Vereinssicht sehr erfolgreich verlaufen. Anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums beleuchtete Falkart die Verbindungen der in Falkenstein geborenen Künstler Otto Müller-Eibenstock und Max Eismann zum Bauhaus, zudem gab es eine Ausstellung mit Werken von Gottfried Schüler.

Die Blechschmidts als Falkart-Gründungsmitglieder stellen ab Mai in Meerane und ab September in der Kunsthalle Bad Elster aus. Ab Mai ist in der Galerie im Falkensteiner Schloss die Ausstellung des Falkensteiner Künstlers Lothar Stauch zu sehen.

"Kunst ist so wichtig wie Brot", meint Regina Blechschmidt. Leider werde sie insgesamt zu wenig geachtet - wenn es um Einsparungen gehe, falle sie überall zuerst weg. Auch an Schulen komme sie oft zu kurz, würden Stunden gestrichen. "Dabei ist die Welt ohne Kunst grau", sagt die Malerin.

 

Ausschreibung zur Kunstausstellung "Der Klang der Farben"

Teilnahmeberechtigt sind alle künstlerisch Tätigen, die ihren Wohnsitz im Vogtland und das 18. Lebensjahr vollendet haben.

Eingereicht werden können maximal zwei Arbeiten: bildnerische Arbeiten auf Leinwand oder Papier, möglich sind alle Techniken einschließlich Fotografien. Die Arbeiten sollten nicht größer als 80 mal 80 Zentimetersein.

Die Kunstwerke sollen als Fotografie oder Bilddatei vorgestellt werden - etwa Maße, Technik und Versicherungswert. Zur Bewerbung sind Lebenslauf, künstlerischer Werdegang und Kontaktdaten einzureichen. Der Falkart-Vorstand entscheidet über die Zusammenstellung der Ausstellung.

Am 31. Juli 2020 ist Bewerbungs- und Einsendeschluss. Ausstellungsort ist die Falkart-Galerie im Falkensteiner Schloss. Die Vernissage findet am 16. Oktober statt.

Infos und Bewerbungen schriftlich an Kunstförderverein Falkart (Herr Blechschmidt) Spinngasse 4, 08223 Falkenstein, per Mail an dieblechschmidts@web.de



erschienen im "Tag des Herrn" (Beilage 11-2018)

Das(s) was bleibt...

Das Künstlerehepaar Regina und Wolfgang Blechschmidt

Matthias Holluba

Christliche Motive spielen in der Kunst von Regina und Wolfgang Blechschmidt eine große Rolle. Sie wollen etwas von dem weitergeben, was ihnen wichtig ist, und damit beim Betrachter ihrer Kunst etwas anstoßen. Vom Missionieren mit dem Zeigefinger halten sie nichts. Wer aber möchte, kann ihre Friedenslicht-Kapelle besuchen.

Mitten auf der Straße der vom Krieg zerstörten syrischen Stadt Aleppo sitzt Maria. Auf ihrem Schoß der tote Jesus. In der grauen Tristesse der zertrümmerten Stadt strahlen die beiden goldenen Heiligenscheine von Maria und Jesus. Eine Pietä für heute. Daneben ein Bild von einer jungen, modernen Frau mit Handy in der Hand - auch ihr Kopf um­strahlt von einem goldenen Heiligenschein. Zwei Bilder, die dem Be­sucher im Atelier von Wolfgang Blechschmidt ins Auge fallen. Dane­ben auf dem Tisch Kunstwerke seiner Frau Regina, die gerade für eine Gruppe von Erstkommunionkindern Erinnerungskreuze gestaltet. An der Wand eines ihrer Bilder, abstrakter als die Bilder ihres Mannes: ein langer röhrenartiger Tunnel voller Gestrüpp, vielleicht Dornen. Am Ende ein helles Licht. „Brannte uns nicht das Herz..." - dieser Satz der Emmausjünger nach ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen, den sie nicht erkannten, ist der Titel des Bildes.

Christliche Motive spielen in der Kunst von Regina und Wolfgang Blechschmidt eine wichtige Rolle. Der christliche Glaube ist beiden wichtig und als Künstler können sie nicht anders als etwas von dem, was in ihrem Inneren ist, in ihren Kunstwerken wiederzugeben. Das hat ihnen nicht nur Anerkennung eingebracht, denn beide haben nach dieser Devise auch schon zu DDR-Zeiten gearbeitet. Eines ihrer wich­tigen Themen damals war der Konziliare Prozess für Frieden, Gerech­tigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Bei Ausstellungen in Kirchen­räumen kam es oft zu intensiven Diskussionen mit den Gemeindemit­gliedern - in Aue etwa über die Umweltzerstörung durch den Uranab­bau oder vor einer Madonnendarstellung mit einer jungen Frau, die von ihrer Mutter zur Abtreibung gedrängt worden war.

Berufsverbot und Ausreise

Den DDR-Oberen hat diese Kunst natürlich nicht gefallen. 1986 erhielt Wolfgang Blechschmidt Berufsverbot. Weitergemalt hat er trotzdem. „Seit meiner Kindheit habe ich mich mit Malerei beschäftigt, irgendwann gehts dann nicht mehr ohne." Als die beiden Töchter auch noch Probleme in der Schule bekamen, stellte die Familie den Ausreiseantrag. Fast drei Jah­re musstne Blechschmidts warten, ehe sie im Mai 1989 innerhalb von vier Stunden die DDR verlassen mussten. Ein halbes Jahr spä­ter fiel die Mauer...

Die Familie blieb zunächst in Baden-Württemberg. Doch Wolfgang Blechschmidt zog es schon bald zurück ins heimische Vogt­land. 1991 eröffnete er in Falkenstein das Atelier. Er ist dann lange gependelt, bis er 1998 mit seiner Frau wieder zurückgezogen ist. Neben der Tätigkeit im eigenen Atelier mit zahlreichen Ausstellungen und Auftragsar­beiten sind beide auch in der künstlerischen Bildung junger Menschen tätig.

Manchmal musst du einfach malen

Immer wieder arbeiten sie an kirchlichen Aufträgen. Werke von Wolfgang Blechsch­midt finden sich zum Beispiel in katholischen Kirchen in Falkenstein, Dresden und Achern. Auch ansonsten sind beide in ihrer Pfarrei „fest verankert". Wolfgang Blechschmidt ar­beitet im Pfarrgemeinderat und anderen Gremien mit.

Nicht jedes Werk, das entsteht, ist ein Auf­tragswerk. „Manchmal ist man innerlich so intensiv mit etwas beschäftigt, dass man es einfach runtermalen muss. Da spielt es keine Rolle, wie es bei den anderen ankommt." Doch die Kunst der Blechschmidts kommt an. In diesem Jahr - beide haben ihren 65. Geburtstag gefeiert - hatten sie zusammen eine Aus­stellung in Falkenstein. Mit über 30 Werken haben sie einen Einblick in ihr Schaffen gege­ben. „Das(s) was bleibt" war der doppeldeutige Titel der Präsentation.

Auch wenn die Blechschmidts religiöse Symbolsprache in vielen ihrer Werke benut­zen, sprechen sie oftmals allgemein mensch­liche Erfahrungen an, etwa in dem an eine Ikone erinnernden Bild der jungen Frau mit Handy und Heiligenschein, das eine ihrer Enkeltöchter darstellt. Die Botschaft: Wie auch immer die jungen Menschen von heute sein mögen - jeder Mensch ist wertvoll oder christlich ausgedrückt: ein Heiliger.

„In jeder Arbeit ist ein Stückchen von uns drin", sagen die beiden Künstler. Auch wenn bei manchen Bildern das Leid im Vorder­grund steht, beide wollen mit ihrer Kunst Po­sitives vermitteln und Mut machen. „Wir wollen Hoffnung und Freude machen", sagt Wolfgang Blechschmidt. „Manchmal muss man aber auch den Finger in die Wunde le­gen", meint seine Frau. Einzelne Werke wer­den besonders persönlich wie das Bild der todkranken Mutter im Krankenhaus. „Mutter konnte damals schon nicht mehr sprechen. Sie war eine tieffromme Frau, und trotzdem scheint ihr Blick zu fragen: Was wird jetzt aus mir?" Eine Frage, die sich auch der Betrachter stellen kann. Stellen soll. Mit dem Zeigefinger missionieren wollen die Blechschmidts nicht, aber sie wollen den Betrachter anregen, über seine Antwort auf diese Fragen nachzuden­ken. „Lebe nicht einfach so in den Tag hinein. Denke darüber nach, wofür du da bist und was von dir einmal bleiben soll."

Die Friedenslichtkapelle im Atelier

Dann zeigt Wolfgang Blechschmidt ein Bild mit einer besonderen Geschichte: Es zeigt - in den für ihn typischen Grautönen aber mit einer kleinen goldenen Ecke - ein Kreuz mit einem zerbrochenen Corpus. „Das Kreuz ist bei den Vorbereitungen einer Pro­zession in der Pfarrei kaputt gegangen. Die Gemeinde wollte, dass ich es repariere. Aber das war nicht möglich." Das kaputte Kreuz blieb im Atelier und ein paar Jahre später malte Wolfgang Blechschmidt das Bild. Wäh­rend des Malens kam ihm dabei eine Idee: Der kaputte Corpus war der Ausgangspunkt für eine kleine Kapelle, die sich nun gleich neben dem Atelier befindet. Im Dezember 2016 wur­de die Hauskapelle vom Pfarrer eingeweiht. Die Kerzen wurden dabei am Friedenslicht aus Betlehem entzündet. Dieses Friedenslicht leuchtet seitdem ununterbrochen in der Ka­pelle und die Menschen sind eingeladen mit ihren Sorgen und mit ihren Freuden hierher zu kommen - zu dem zerbrochenen Christus, der nun in Rot und Gold an der Kapellenwand leuchtet.


Autor engagiert Kinder für Illustrationen

Erschienen am 28.09.2018

Im Atelier Blechschmidt Falkenstein: Regina Blechschmidt, Shani und Buchautor Christian Martin präsentieren "Frau Holle" im Theaterformat.

Foto: Joachim Thoß / von Sylvia Dienel

Elf Stammgäste des zu Ende gegangenen Kreativkurses im Falkensteiner Atelier Blechschmidt haben ein Theater-Märchenbuch bebildert.

Falkenstein. Jetzt ist es so weit: Zwei Monate haben Kinder und Jugendliche im Falkensteiner Atelier Blechschmidt Figuren und Szenerien gezeichnet, Drucke als Grundlage angefertigt und beides so zu Collagen arrangiert, dass die Werke Aussagekraft besitzen. 21 Bilder sind auf diese Weise entstanden. Sie unterstreichen, was der Ellefelder Autor, Dramatiker und Bühnendichter Christian Martin mit Worten zu Papier brachte: "Frau Holle" in Buchform, aufbereitet für Theateraufführungen vom Opernhaus bis zur Schul-Aula.

Mit der Freude über die Veröffentlichung des 81-seitigen Gemeinschaftswerkes diese Woche kam auch Wehmut auf. Denn mit dem Illustrationsprojekt endet das Kinderatelier bei Regina und Wolfgang Blechschmidt. Aus gesundheitlichen Gründen müssen sie sich von diesem bewährten Programmpunkt trennen. Vor acht Jahren gestartet, lernten Kinder und Jugendliche unter Anleitung von Diplom-Designerin Regina Blechschmidt unterschiedlichste Gestaltungstechniken und Materialien kennen. Außerdem, wie und wann sich beides optimal einsetzen lässt. "An erster Stelle stand die Entwicklung der Sinne, zusammen mit sozialer Kompetenz", sagte Wolfgang Blechschmidt. "Das Schöne an so einer Gruppe ist, dass sie auch voneinander lernen." Ohne Bewertung, ohne Druck, dafür mit viel Freiraum.

Bei dem Gedanken, Neun- bis 17-Jährigen die Illustration seines Buches zu überlassen, kamen zwei Faktoren zum Tragen. Zum einen besteht eine Verbindung zwischen Christian Martin und dem Atelier. "Mein Sohn war früher mal hier im Kinderzirkel", sagte er. Das war Anfang der 90er. "Und die Blechschmidts haben den Text begeistert aufgenommen." Seine Version des Grimm-Märchens fanden auch die Kinder gut. Einmal pro Woche setzten sie sich zusammen. Menschen und Figuren seien am schwierigsten zu zeichnen gewesen, stimmten die meisten überein.

Vorerst sind 500 Exemplare im Handel. "In Erwartung höherer Verkaufszahlen", sagte Christian Martin. Die könnten demnächst tatsächlich steigen. Denn Mitte Oktober wird die praktische, an Kinder und Erwachsene adressierte Lektüre zur Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Christian Martin ist seit Anfang der 1980er-Jahre schriftstellerisch unterwegs. Seine Stücke sind auf Bühnen in ganz Deutschland zu Hause. Oft schreibt er Märchen - auf ganz persönliche witzige, ironische, pointierte Weise. In anderen Werken übt er genauso oft wie leidenschaftlich Sozialkritik.


"Das(s) was bleibt" Regina und Wolfgang Blechschmidt -

vom 20. April - 12. Oktober 2018

„Man muss auch mal den Finger in die Wunde legen"

Eine neue Kunstausstellung ist seit 20. Mai in der Falkensteiner Galerie im Schloss (Sparkassengebäude) zu sehen. Regina und Wolfgang Blechschmidt vom gleichnamigen ortsansässigen Atelier zeigen „Das(s) was bleibt" in Malereien, Skizzen und Grafiken. Über 30 Werke und somit lediglich kleine Einblicke in ihr jahrzehntelanges Schaffen werden dort bis Mitte Oktober verbleiben.

„Das(s) was bleibt" wirft Fragen auf. Zur Ausstellungseröffnung animierte jenes Motto, Antworten zu finden. „Ich glaube, das ist ein ganz brandaktuelles Thema", sagte Rainer Döhling. Er rief mit Wolfgang Blechschmidt 2013 die Falkensteiner Kunstinitiative Falkart ins Leben. Inzwischen ist sie ein Verein. „Das(s) was bleibt sei auch dessen Philosophie, so Döhling. „Etwas zu tun, das bleibt." Bürgermeister Marco Siegemund betonte in seiner Rede, sicher zu sein, dass etwas bleibt. „Ihr seid Aktivposten", sagte er an das Künstlerehepaar gerichtet. „Und man sieht, Kunst bringt Menschen zusammen." Viele Gäste ließen sich die Vernissage und ihre musikalisch-lyrische Untermalung durch Sebastian Müller und Joachim Allert nicht entgehen und kamen mit den Ausstellern anschließend ins Gespräch. „Wir sind dabei, das gesamte künstlerische Erbe von Stadt und Verein aufzuarbeiten", schilderte Wolfgang Blechschmidt, wie er den Schau-Titel interpretiert. „Falkart beschäftigt sich mit lebenden und verstorbenen Falkensteiner Künstlern und deren Arbeiten. Als Künstler macht man sich einfach Gedanken, was mit der Kunst geschieht." Auch mit der eigenen - später. „Es gibt Leute, die sich damit beschäftigen, es weitertragen, das Erbe erhalten", sagte er. Den Grundstein hat Falkart gelegt. Regina Blechschmidt spannte den Bogen noch etwas weiter: „Das ist ein Thema für Menschen generell, nicht nur für uns", sagte sie. „Man muss sich immer mal wieder die Frage stellen, warum wir hier sind." Bei vielen zur Personalausstellung aneinandergereihten Gemälden und Skizzen handelt es sich um aktuelle Arbeiten. Öl, Acryl, Grafit, Papier, Holz, Acryl-glas und Leinwand geben den Ton an. Ton kommt auch als Werkstoff zum Einsatz. Etwa bei Collagen mit und ohne Glasaugen als Blickfänge. Andernorts dominieren Grautöne, Schwarz und Weiß. Vor allem diejenigen aus Wolfgangs Blechschmidts „Feder" kommen, wenn überhaupt, mit wenigen Farbtupfern oder -spielen aus. Allerdings stehen solche Akzente dann in scharfem Kontrast zum Rest des Werkes. Die „Pfingstrose" ist so ein Beispiel. „Was täglich an Laut- und Wortflut auf uns einprasselt, minimalisiert er absichtlich", sagt Regina Blechschmidt über diese Werke ihres Mannes. „Das ist ein Besinnen auf das Wesentliche und ein Abstrahieren von Dingen. Er muss sich dabei sehr disziplinieren", weiß sie „Es ist auch immer eine Auseinandersetzung." Einer „Spiegelung" und „Licht & Schatten" begegnet der Betrachter genauso wie einer Rügen-Landschaft und Äpfeln. Oder auf Leinwand verewigter Zeit. Und drei abgebrannten Streichhölzern, in denen Wolfgang Blechschmidt sich dem Thema Tod stellt. „Wenn eine Idee geboren wird, ist das wie ein Magnet", beschrieb seine Frau die Entstehung künstlerischer Arbeiten. „Es zieht dich immer wieder hin." Zu ihren bevorzugten Themen gehören Raum und der menschliche Spielraum. „Man muss ausbrechen in der Kunst", erklärte sie. „Man muss Freiräume suchen und auch mal den Finger in die Wunde legen." (Sylvia Dienelt)


Atelier restauriert Kita-Gemälde








Friedenslichtkapelle am 22.12.2016 eröffnet